Mittwochskartoffeln

Im September 2005 erregte die Hamburger Malerin Ina Bruchlos mit ihrer Kurzgeschichten-Sammlung "Nennt mich nicht Polke!" (Nachttischbuch-Verlag, 120 Seiten mit zahlreichen Illustrationen der Künstlerin, 14,80 Euro) Aufsehen. Sie erzählt frisch, ungekünstelt und vor allem mit Witz. In ihren Lesungen gickelt und kichert das Publikum bis es kein Halten mehr gibt. Ina Bruchlos bringt auf den Punkt, was im Alltag eben immer kilometerweit daneben ist. Nun stellt sie wieder amüsante Kurzgeschichten vor - und neue Bilder, die im Frühjahr und Sommer 2006 bereits bei zahlreichen Ausstellungen von Hamburg bis Frankfurt/Main zu sehen waren. Wer stiehlt Fotos im Haus Ihrer Eltern? Was tun, wenn an der Bar plötzlich ein Nackter vor Ihnen steht und Ihre Telefonnummer kennt? Was, wenn Sie jemanden zur Schlaftherapie begleiten und für irre gehalten werden? Was, wenn unser Gehirn wie Donauwellen-Kuchen aussehen sollte? Alles Fragen, die jedenfalls nicht mit dem Standardwerk "Verständigung im Tierreich" zu beantworten sind. Ina Bruchlos schreibt statt dessen auf, was so alles geschieht, wenn der Alltag wieder einmal aus den Fugen gerät. Sie erzählt in ihrer zweiten Kurzgeschichtensammlung "Mittwochskartoffeln" wie Gewohnheiten zu Glück führen und zu Gefallen, die man lieber niemandem erfüllen sollte. Sie entwickelt anschauliche Theorien wie das menschliche Gehirn wohl schaltet - bevor es aussetzt. Und warum Raucher keine ganz schlechten Menschen sind. Ina Bruchlos beobachtet liebevoll, wie verrückt Menschen miteinander reden und dabei das Chaos nur vergrößern, das ihnen ohnehin als normal erscheint. Sie flaniert zwischen den Worten, die sich zu eigenen Häusern auftürmen, ihre Straße ist die Sprache. In ihren kurzen Erzählungen öffnen sich Abgründe, in die der Leser lachend sieht. "Die Augenblicke der äußersten Sprachlosigkeit und das Bedürfnis, sie zu formulieren, sind seit jeher die wesentlichen Anlässe zum Schreiben", notierte Peter Handke vor dreißig Jahren. Daran hat sich die junge Malerin Ina Bruchlos gehalten. Vor allem aber wächst - seit sie in 2005 mit ihrer ersten Kurzgeschichtensammlung "Nennt mich nicht Polke!" ihren sanften Spott über die Sabbelleidenschaft vorstellte - der Kreis der kichernden Zuhörer bei ihren vielgefragten Lesungen. Erleben Sie Ihren Alltag einmal bruchlos. Und Sie werden staunen, was Sie bisher übersehen oder überhört haben ...